Audi TTS – Der Dienstwagen für Junior Star-Trooper

Fahrbericht Audi TTS

“Wollen wir mal ne’ Runde drehen?” fragt mich Fliegerkollege Rudolf, der einen brandneuen Audi TTS vor der Tür stehen hat.

“Aber klar doch!”

Ende der 90er Jahre, als ich gerade meinen Führerschein gemacht hatte, war ein Audi TT ein absolut unerreichbarer Traumwagen. Ich weiß noch, wie ich schwärmend vor dem Urmodell stand, und stattdessen mit einem Polo II vorliebnehmen musste. Während die ursprüngliche TT Studie ein bisschen wie ein Spähpanzer anmutete, sieht das aktuelle Audi TTS Coupé in Ibisweiß aus, als hätte Darth Vader persönlich es als Dienstwagen für Junior-Startrooper entwerfen lassen.

Die reinen Leistungsdaten sind schon sehr spannend: der aufgeladene Vierzylinder bringt es auf 228kW (310 PS) und rast dank Allradantrieb in 4,6 Sekunden von 0-100 km/h. Der TTS wiegt gerade mal 1.440kg, was ein gar nicht mal so übles Leistungsgewicht ergibt.

Die gedrungene Karosserie wird vom Trapez beherrscht: man findet es an den Scheinwerfen, dem Kühlergrill, den Außenspiegeln, sogar im eigentlich runden Dachrahmen ist eine entsprechende Kante versteckt. Die einzige Ausnahme bilden die  Radhäuser, aber wer weiß, vielleicht lässt sich in der nächsten Generation auch hier ein Trapez einbauen. Und – ja – richtig – die vier Endrohre sind ebenfalls kreisrund und bilden einen schönen Kontrast zu den vielen Kanten. Ob dies mit Absicht geschah oder ob es einem Mercedes-Patent auf trapezförmige Endrohre geschuldet sein mag, wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Man mag von Audi halten, was man will, aber dieses Ding da ist einfach cool, modern, futuristisch: einfachen perfekt für einen jungen Star-Trooper, der in unserer Realität wohl eher als McKinsey-Consultant daherkommt (und den Wagen natürlich in Schwarz oder Silber bestellt – aber wer erwartet von einen Consultant die anonyme Coolness eines Star-Troopers?)

Das Interieur des kleinen Audi-Sportwagens wirkt sehr edel, besonders die elektrisch verstellbaren Sportsitze mit Karomuster und Kontrastnähten hinterlassen einen sehr positiven Eindruck. Das Armaturenbrett ist zwar nicht mit Leder bezogen, aber trotzdem sehr wertig. Auf den ersten Blick irritiert die Abwesenheit von Bedienelementen im kleinen Audi. Dort, wo üblicherweise LCD-Monitore im Harz-4 Format installiert sind, herrscht gähnende Leere, und auch sonst gibt es nur sehr wenige Schalter.

Der Großbildschirm für Navi und Entertainment sitzt beim neuen TTS dort, wo früher Tacho und Drehzahlmesser ihren Platz hatten. Während ich physische Uhren im neuen 7er, in der S-Klasse oder im Jaguar XJ schmerzlich vermisst habe, so habe in einem derart spacigen Auto überhaupt keine Probleme damit, die Großleinwand hinterm Lenkrad als Ersatz zu akzeptieren.

Rudolf zeigt mir, wie sich der Monitor ganz nach Belieben konfigurieren lässt: sportlich mit großen Drehzahlmesser in der Mitte, klassisch mit großen Rundinstrumenten oder als Google-Kartenabbildung mit winzigen Rundinstrumenten. Ultracoole-Sache, macht deutlich mehr Freude als die zwischen Eco-Spaß und Sport-Hölle changierenden BMW-Instrumente. Genauso genial gelöst ist die Bedienung der Klimaanlage über kleine Displays und Drehräder, die in die Lüftungsdüsen integriert sind.

Auf Knopfdruck wird der Vierzylinder zum Leben erweckt und brabbelt fröhlich vor sich hin. Ich setz den Wählhebel auf D, und schon setzt sich der mit einem Doppelkupplungsgetriebe ausgestattete Audi in Bewegung. Das Fahrwerk ist überraschend komfortabel, die Lenkung extrem leichtgängig und die Karosserie eher unübersichtlich.

“Mit diesem Auto kannst Du Dir Dein eigenes Setup einstellen”, erklärt Rudolf. Ich habs am liebsten so: “Alles auf Sport, also Kupplung, Differential, Auspuff, Motorsteuerung, während Lenkung und Federung im normalen Bereich bleiben”

“Fährt sich ganz gut, nur die Lenkung ist vielleicht etwas zu weich”, sage ich.

“Kein Problem”, sagt Rudolf, “hier ist der Sportmodus!” Er tippt auf einen Schalter, und schon ist die Lenkung merklich schwergängiger und deutlich direkter. Nach einigen zackigen Kurven sind wir aus der Ortschaft raus und ich habe Gelegenheit, der Fuhre die Sporen zu geben. Ansatzlos rast der TTS los, als wäre es ein Arcade-Racer in einem Computerspiel. Kein Schlupf, kein Turboloch, das Ding dreht wie irre hoch und beschleunigt wie ein Ferrari. Jeder Gangwechsel wird mit einem Geräusch quittiert, als hätte man sich auf ein Furzkissen gesitzt – “bruuummmm – furz – brummmm – furz – brummm – furz!”

Das Ganze macht eine Heidengaudi, fühlt sich unheimlich synthetisch an und deklariert meinen mittlerweile fast 12 Jahre alten Porsche Boxster S zu einem Oldtimer. Die Leistung ist vollkommen ausreichend, viel zu häufig stehe ich auf der giftig ansprechenden Bremse weil wir das Landstraßenlimit schon wieder weit überschritten haben.

“Demnächst kommt noch die 5-Zylinder RS Variante, ich bin total gespannt, wie die sich unterscheidet” freut sich Rudolf auf noch mehr Leistung. Mir ists egal, dieser Star-Trooper Dienstwagen pulverisiert meinen Porsche und lässt mich sehr alt aussehen, soviel hab ich kapiert.

Was mich jedoch nachdenklich werden lässt ist die Tatsache, dass der TTS sich sehr ähnlich anfühlt wie der BMW i8 oder das M6 Gran-Coupé und diese Fahrzeuge was die Einstellmöglichkeiten angeht sogar in den Schatten stellt. In der Zukunft ist es wohl so, dass Du Dir irgendein Auto kaufst und nach Belieben konfigurierst. Die Autos selbst haben in Zukunft wohl keinen eigenen Charakter mehr, sondern passen sich perfekt Deinem persönlichen Charakter und Deinen Vorlieben an. Ob Du nun einen Golf, einen BMW, einen Audi oder einen Porsche fährst, ist dann nur noch Geschmackssache.

Fazit: Für 50.000€ bekommt man mit dem TTS einen tollen Audi Sportwagen, der kaum Wünsche offen lässt, so dass man sich fragt, was an einem R8 eigentlich noch soviel besser sei soll.

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